Wie reagierte die DDR-Gesellschaft auf die bunten Außenseiter? Warum brachten
abstehende Haare und zerrissene Klamotten die Stasi auf Hochtouren? Ging es hier
um den Kampf zwischen Individuum und Kollektiv? Was ist davon heute noch
geblieben?
Geralf Pochop (geboren 1964 in Halle) wird als 13-Jähriger Fan der Punk-Bewegung
und damit zum Außenseiter. Die Musik und die Punk-Mode als Gegenpol zur
spießigen Normalität faszinieren ihn. Er beginnt, Punk-Konzerte in seiner Umgebung
zu besuchen, färbt sich die Haare, trägt einen Irokesen und zerrissene Jeans. Damit
fällt er in der weitgehend grauen DDR-Gesellschaft auf. Für die SED ist Punk mit
seiner Anarchie und Individualität eine Kampfansage, eine Rebellion gegen den Staat.
Punk in der DDR ist für die Parteifunktionäre eine Kopie des dekadenten Westens.
Pochop, dessen Motive zunächst völlig unpolitisch sind, eckt immer mehr an, gerät
mit dem System in Konflikt, erlebt Einschüchterungen und brutale Gewalt durch die
Staatssicherheit: 1983 wird er das erste Mal verhaftet. 1986 versucht die
Staatssicherheit ihn als IM anzuwerben. Pochop lehnt ab und stellt einen
Ausreiseantrag.1987 kommt er zum zweiten Mal ins Gefängnis. Nach der Haft
engagiert Pochop sich politisch und schreibt Beiträge für die Untergrundzeitschrift
„mOAning star“. Im Mai 1989 wird schließlich sein Ausreiseantrag genehmigt und er
kann in die Bundesrepublik übersiedeln.
Heute lebt Geralf Pochop in Torgau. Er engagiert sich als Zeitzeuge und arbeitet als
Autor. In seinem Buch „Untergrund war Strategie – Punk in der DDR zwischen
Rebellion und Repression“ beschrieb er seine Zeit als Punk in der DDR, von der er bei
der Veranstaltung berichtet.